Freitag, 7. Juni 2013

Giftige Goldgewinnung


Die industrielle Goldgewinnung nutzt häufig das Verfahren der Zyanidlaugung. "Zum Einsatz kommt Natriumzyanid-Lösung. Natriumzyanid ist das Natriumsalz der Blausäure.

Bei der Zyanidlaugung wird das goldhaltige Gestein fein gemahlen. Mit Natriumzyanid wird darin befindliches Gold aufgelöst. Es ist nun in der hochgiftigen Sickerlauge gelöst, wird mit Zinkstaub ausgefällt, durch Reduktion zu Rohgold und durch Raffination zu marktreifem Feingold extrahiert.

Die Zyanidlaugung arbeitet mit großen Mengen hochgiftiger Substanzen, die zum Teil unkontrolliert in die Umwelt entweichen. Blausäure wird von der Luft aufgenommen. Zyanidhaltige Stäube von den gewaltigen Abraumhalden werden vom Wind verfrachtet.

Außerdem werden zyanidhaltige Laugen in riesigen Rückhaltebecken aufgestaut, bei denen es gelegentlich zu Dammbrüchen kommt wie am 30. Januar 2000 im rumänischen Baia Mare. Vermutlich mehr als 300.000 Tonnen Abwässer mit 100 Tonnen Zyanid ergossen sich in Theiß und Donau und löschten über hunderte von Kilometern alles Leben in den Flüssen aus. Ähnliche Unfälle gab es schon häufiger, beispielsweise 1978 in Japan (nach einem Erdbeben) und in Zimbabwe (nach heftigen Regenfällen), 1990 und 1992 in Colorado in den USA, 1994 in Südafrika, 1995 in Guayana und auf den Philippinen und 2006 in China" (Das Edelmetall-Buch, S. 70).

Die Deutsche Welle berichtet über die verheerende "Umweltbilanz der Goldproduktion: Pro Jahr werden in einer durchschnittlichen Goldmine 250.000 Tonnen Erz zermahlen, auf einer Fläche von 1,5 Hektar aufgeschichtet, mit 125 Tonnen Zyanidlösung sowie mit 365.000 Kubikmetern Prozesswasser besprüht. Bei einem Durchschnittsertrag von drei Gramm Gold pro Tonne Erz macht das 750 Kilo Gold. Viele Vorkommen jedoch bringen pro Tonne Abraum nur ein Gramm Gold, verursachen bei der Gewinnung jedoch die gleichen Schäden. Dazu (…) kommen noch zigtausende Tonnen Schlämme mit teilweise hochgiftigen Schwermetallen wie Blei, Kadmium, Kupfer und Quecksilber sowie Arsen".

Ähnlich problematisch ist die Gewinnung der anderen Edelmetalle sowie ganz allgemein vieler Bodenschätze. "Bergbau ist mit teils brutalen Eingriffen in Natur und Umwelt verbunden. Tagebau und riesige Abraumhalden fressen Wälder, Ackerland und Ortschaften. Quecksilberdämpfe, saure Grubenwässer und gefährliche Chemikalien wie Zyanid in großen Rückhaltebecken vergiften Grundwasser, Gewässersysteme und ganze Landstriche. Menschen verlieren ihre Existenzgrundlage und ihr Zuhause, erkranken und sterben vorzeitig in Folge der extremen Arbeitsbelastung, der Schadstoffe und Stäube oder kommen bei Grubenunglücken ums Leben." Dass es auch alternative Ansätze gibt, zeigt das Edelmetall-Buch im Kapitel über "Öko-Gold" (S. 91 ff).

Allein bei der Goldgewinnung wurden bislang etwa 160 Milliarden Tonnen Minenschutt angehäuft, was einem Drittel des Gewichts der Alpen entspricht, heißt es auf der Website von United Commodity, einem Unternehmen aus der Schweiz, welches solche Abraumhalden recycelt und teilweise dekontaminiert. Und weiter: "Weltweit werden jährlich über 180.000 Tonnen Zyanid zur Goldgewinnung eingesetzt. Eine reiskorngroße Menge des Giftes reicht aus, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Die verseuchten Minenabräume finden sich weltweit, überall, wo Gold gefördert wird. Das Gestein wird auf Halden gelagert, in Becken aufbewahrt oder einfach in Gewässer gekippt."

United Commodity arbeitet vor allem älteren Minenschutt (Tailings) auf, der nennenswerte Rückstände von Edelmetallen aufweist. Wenn beispielsweise das Gestein ursprünglich acht bis zehn Gramm Gold pro Tonne Gestein enthielt, können im Abraum noch ein bis drei Gramm Gold pro Tonne stecken.

Im Lichte des am 6. Juni 2013 vorgestellten 33. Berichts an den Club of Rome "Der geplünderte Planet" von Ugo Bardi gewinnen Verfahren des Minenschutt-Recyclings an Bedeutung. Zu den Erkenntnissen des Berichts gehört: "Metalle wie Kupfer, Zink, Nickel, Gold, Silber u. a. könnten ihr Fördermaximum in weniger als 20 Jahren erreichen. Einige mineralische Rohstoffe sind aufgrund ihrer industriellen Verwendung besonders kritisch: Es gibt keinen Ersatz für Platinmetalle in Fahrzeugkatalysatoren, Seltene Erden werden für Magnete benötigt und Gallium, Germanium und Indium sind unerlässlich für die Elektroindustrie. Die Vorräte dieser Rohstoffe könnten in naher Zukunft knapp werden."

Auch diesen Aspekten widmet sich ausführlich das Edelmetall-Buch in einem Kapitel über die Rohstoff-Situation (S. 34–57).