Gegenwärtig ist immer wieder zu hören und zu lesen, dass der
Goldpreis nicht die Produktionskosten vieler Minenbetreiber deckt. Sie müssten
1.500 bis 1.600 U.S.-Dollar pro Feinunze erzielen, um Gewinne machen zu können.
Weil der aktuelle Preis jedoch darunter liege, stellen immer mehr Minen ihre
Goldförderung ein.
Soweit ist das korrekt (siehe hier).
Weiter wird oft gesagt, dass dies zu einer Verknappung des
Goldangebots führe. Ich selbst benutze diese Formulierung häufiger.
Was aber streng genommen nicht stimmt, sondern sich allein darauf bezieht, dass das Angebot im Verhältnis zur Nachfrage knapper wird. Die Goldbestände sinken dadurch nicht.
Denn Gold wird kaum verbraucht. Es wechselt in der Regel
lediglich seinen Besitzer – vielleicht auch seine Erscheinungsform, wenn es
eingeschmolzen und neu verarbeitet wird.
Ende 2012 sollen etwa 174.100 Tonnen Gold vorhanden gewesen
sein (siehe Das Edelmetall-Buch, S. 85 f). Sie waren in Form von Barren, Münzen, Schmuck, sakralem Gerät, Prunk- und
anderen Gegenständen in Tresoren, Sammlungen, Schubladen, Tempeln und sonst wo
auf der ganzen Welt verteilt oder zierten seine Trägerinnen und Träger.
Dieses Gold existiert nach wie vor und steht dem Markt
unverändert zur Verfügung (mehr oder weniger jedenfalls – die Totenmaske des Tutenchamun und andere Kulturgüter bleiben davon hoffentlich ausgenommen, zählen bei der Gesamtmenge freilich mit).
Hinzu kommen jährlich zuletzt über 2.800 Tonnen neuen Goldes
aus den Goldminen. Allein diese Goldförderung wird von Minenschließungen
tangiert.
Wenn sich die Stilllegung von Minen fortsetzt, mag also
weniger neues Gold angeboten werden als in den Jahren zuvor. Der Gesamtbestand
an Gold wird dennoch weiter wachsen, nur eben langsamer. Knapper im Sinne von weniger wird Gold dadurch nicht.
Vielleicht zieht der Goldpreis aber auch bald wieder an und
niemand redet mehr von Minenschließungen.