Freitag, 10. Oktober 2014

Gold-Silber-Ratio


"Silber hat extremes Aufholpotenzial", berichtet Goldreporter.de am heutigen 10. Oktober 2014. Und weiter: "Silber ist gegenüber Gold so stark unterbewertet, wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr. Für eine Unze Gold muss man derzeit knapp 71 Unzen Silber hinlegen." Die Gold-Silber-Ratio liegt also bei 71.

Nun bin ich zwar auch der Ansicht, dass Silber unterbewertet ist. Aber die Gold-Silber-Ratio halte ich für ein schwaches Argument. Im Edelmetall-Buch beschäftige ich mich ausführlich mit dem Thema und komme zu folgendem Ergebnis (S. 158 f):

Früher "wurden Silber und Gold früher zum großen Teil für ähnliche Zwecke benutzt (Kurantgeld, Schmuck, Prunk, Wertanlage), was ein relativ festes Verhältnis der Preise begünstigte. Heute jedoch driften die Anwendungsgebiete von Gold und Silber immer weiter auseinander. Denn beim Silber gibt es einen stark steigenden Industriebedarf im Bereich der Zukunftstechnologien, während Gold hauptsächlich für Schmuck und Geldanlage (Barren und Münzen) nachgefragt wird.

In der Praxis regeln Angebot und Nachfrage (und leider auch Manipulationen) die Preise. Bei den jeweils eigenen Rollen, die Gold und Silber in ihren spezifischen Marktsegmenten spielen, können sich ihre Preise daher eigenständig und in verschiedene Richtungen bewegen. Und somit haben wir kaum einen triftigen Grund, warum sie miteinander verknüpft sein und auch noch in einem festen Verhältnis zueinander stehen sollten.

Fazit: Eine 'natürliche' Gold-Silber-Ratio gibt es nicht. Spezielle Rahmenbedingungen sorgten bis vor etwa 150 Jahren für ein relativ konstantes Preisverhältnis, aber die Rahmenbedingungen haben sich geändert und die alten Verhältnisse werden wohl nicht wiederkommen."